Gleich zu Beginn einige Worte, damit es zu keinen Missverständnissen kommt:
Ich will „ADHS“ nicht durch die rosarote Brille betrachten, weil mir bewusst ist, wie anstrengend und nervenaufreibend es ist, mit einem „ADHS-Kind“ zu leben. Auch das Kind kann unter seinem Anderssein sehr leiden. Das alles will ich nicht beschönigen.
Warum ich „ADHS“ in Anführungszeichen schreibe? Es gibt nicht das eine „ADHS“, und viele Kinder, die herausfordernd sind, zeigen ähnliche Verhaltensweisen, ohne eine ADHS-Diagnose zu haben. Ich meine in meinen Artikeln alle „schwierigen“ Kinder, ob mit oder ohne Diagnose.
Ich war selber ein „ADHS-Kind“ und kann mich noch gut erinnern, wie das war. Und später wurde ich Mama von sehr quirligen, niemals müden, eigenwilligen Kindern. Ich kann total gut verstehen, wenn Eltern oft an ihr Limit kommen und sich dann am liebsten auf eine einsame Insel beamen würden. 🏝
Trotz aller Schwierigkeiten halte ich es für extrem wichtig, dass wir einmal einen Blick auf die besonderen Stärken vom „ADHS“ werfen. Im Allgemeinen werden nur die Probleme gesehen. „ADHS-Kinder“ gelten als nicht normal , schwierig und sogar krank. Das ist eine schwere Bürde für die betroffenen Kinder und auch für ihre Eltern. Viele fühlen sich hilflos und vom Schicksal gestraft. Und häufig erfüllen sich Prophezeiungen, negative und positive.
Dabei können Kinder mit ADHS einen erfolgreichen Weg ins Berufsleben einschlagen und dort sehr glücklich sein.
Ich kenne einen jungen Mann, der sich schon in seiner Schulzeit mit Finanzen und Geldanlagen befasst hat. Bitcoins waren ihm wichtiger, als der Schulstoff im Gymnasium. Darunter litten natürlich die Noten, und er verließ die Schule kurz vor dem Abitur.
Danach folgte – trotz einer sehr mäßigen Note in Mathe – eine Banklehre und parallel dazu ein Abendstudium. Jetzt studiert er an einer Privatuni im Ausland und finanziert sich sein Studium als Selbständiger. Der junge Mann hat seinen Weg gefunden und geht ihn trotz aller Hindernisse und Rückschläge unerschrocken weiter.
So sind Menschen mit „ADHS“, wenn sie an sich glauben. Und dabei können wir ihnen helfen.
Wir müssen nur die Stärken in den Schwächen aufspüren und können wahre Schätze bergen.
Legen wir los.
Die Stärken in den Schwächen entdecken
Die Schwächen von ADHS-Kindern liegen hauptsächlich in drei Bereichen:
- Aufmerksamkeit
- Impulskontrolle
- Hyperaktivität
Aufmerksamkeit
Es gibt nicht die eine Aufmerksamkeit, sondern wir unterscheiden drei Arten: fokussierte Aufmerksamkeit, offene Aufmerksamkeit, nach innen gerichtete Aufmerksamkeit
Die fokussierte Aufmerksamkeit ist bei „ADHS-Kindern“ dann nicht gut ausgeprägt, wenn sie sich mit von außen auferlegten, für sie uninteressanten Aufgaben beschäftigen sollen. Das ist die normale Situation in der Schule und bei den Hausaufgaben. Hier schneiden „ADHS-Kinder“ häufig schlechter ab. Es fällt ihnen schwer, alles um sich herum auszublenden und theoretische Aufgaben Schritt für Schritt abzuarbeiten.
Ganz anders sieht es aus, wenn sie sich für ein Thema begeistern. Dann sind sie unermüdlich bei der Sache. Es könnte eine Bombe neben ihnen einschlagen, sie würden es kaum bemerken. Sie tauchen komplett in ihre eigene Welt ein. Ein „ADHS-Kind“ kann also sehr konzentriert sein!
Die offene Aufmerksamkeit liegt „ADHS-Kindern“ sehr. Sie sind sehr wachsam und bekommen alles mit, was in ihrer Umgebung geschieht. Gehen wir mit einem ADHS-Kind in den Wald, wird es die schönsten Pilze, die seltsamsten Pflanzen und die spannendsten Insekten entdecken.
„ADHS-Kinder“ sind übersensibel und lassen alles an sich ran. Reize aus der Umgebung, aber auch Gefühle und die Stimmungen der anderen. Das ist eine große Begabung, aber zugleich eine Herausforderung. Hier müssen wir die Kinder vor Reizeinflüssen schützen, sonst sind sie schnell überfordert.
Nach innen gerichtete Aufmerksamkeit
Auch hier sind ADHS-Kinder stark. Sie haben eine reiche Innenwelt, sind kreativ und verlieren sich gern in Tagträume.
Diese Kinder finden kreative, ungewöhnliche Lösungen, auf die andere nicht gekommen wären.
Was uns stresst beim Thema Aufmerksamkeit
Was stresst Eltern beim Thema Konzentration? „ Ständig muss ich mein Kind antreiben und ermahnen.“
Was stresst Kinder beim Thema Konzentration? „Dass mich meine Eltern ständig ermahnen und antreiben.“ 😉
Stärken im Bereich der Aufmerksamkeit
Also von wegen, ADHS-Kinder hätten Probleme mit der Aufmerksamkeit!
Wenn wir genau hinschauen, finden wir bei ihnen in diesem Bereich viele Stärken:
- Sehr hohe Konzentration bei selbstgewählten Tätigkeiten
- Durchhaltevermögen
- Kreativität und out-of-the-box Denken
- Aufmerksamkeit ihrer Umwelt gegenüber und große Empathie
Mit der Impulskontrolle beschäftigen wir uns in meinem nächsten Blogartikel. Ich freu mich, wenn du wieder dabei bist.
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