Freunde finden trotz ADHS

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Wir Menschen sind von Natur aus soziale Wesen. Dennoch muss der Umgang mit anderen erlernt werden. Um mit anderen kooperieren zu können, brauchen wir soziale Fertigkeiten, die wir im Laufe unserer Entwicklung erwerben.

Auch Kinder mit ADHS brauchen Freunde

Kinder mit ADHS legen großen Wert auf ihre Individualität. Anders ausgedrückt: Sie haben ihren eigenen Willen und lassen sich von anderen nur ungern etwas sagen. Das macht es ihnen schwer, in einer Gruppe zurechtzukommen. Aber auch ein ADHS-Kind braucht Freunde und kann lernen, sich anzupassen. Das gelingt, wenn wir ihm zeigen, wie es sich in eine Gruppe einfügen kann, ohne dabei seine Individualität und Würde aufzugeben.

Einige Kinder mit ADHS  finden schnell Anschluss durch ihre charmante und humorvolle Art. Sie bringen viele Ideen ein, und mit ihnen wird es nie langweilig.

Intensive Kinder können Bedürfnisse anderer nicht wahrnehmen

Kinder mit ADHS verhalten sich aber auch laut, unbeherrscht und impulsiv. Sie stehen gern im Mittelpunkt und nehmen die Bedürfnisse anderer Kinder überhaupt nicht wahr. Das liegt daran, dass intensive Kinder die Signale der anderen Kinder nicht wahrnehmen,  wenn sie gerade von eigenen Emotionen überflutet werden.  Dann bemerken sie nicht rechtzeitig, wann sie eine Grenze überschritten haben. Und das macht es ihnen natürlich schwer, von anderen Kindern anerkannt zu werden und beliebt zu sein.

Eine Gruppe Drittklässler unterhält sich auf dem Schulhof. Hans kommt dazu und platzt einfach dazwischen. Das kommt natürlich nicht gut an. Die anderen verdrehen die Augen und sagen zu Hans, dass er weggehen soll. Hans ist wütend und traurig, boxt ein Kind in die Seite und läuft weg. Zu Hause erzählt er seiner Mama, dass die anderen Kinder ihn nicht mögen und ausschließen.

Bring deinem Kind bei, wie es Freunde findet

Wenn wir erleben, dass unser Kind keine Freunde hat und in der Schule vielleicht sogar ausgegrenzt wird, können wir ihm helfen. Wir können ihm beibringen, die Gefühle anderer wahrzunehmen und seine eigenen Emotionen zu regulieren.

Das kannst du tun:

  • Bitte dein Kind, eine Situation, in der es sich ausgeschlossen gefühlt hat, in allen Einzelheiten zu beschreiben.
  • Fordere es auf, sich in die anderen Kinder hineinzuversetzen: „Stell dir vor, du würdest dich mit den anderen unterhalten. Plötzlich kommt ein Junge dazu, der dazwischen platzt und mit lauter Stimme über etwas ganz anderes redet. Wie wäre das für dich? Was würdest du über den Jungen denken? Wie würdest du dich fühlen?“
  • Überlege zusammen mit deinem Kind, was es das nächste Mal tun will, wenn es Anschluss zu anderen Kindern sucht: „Ich gehe zu den Kindern und höre erst mal zu, worüber sie sich unterhalten. Wenn ich möchte, beteilige ich mich am Gespräch und achte darauf, dass ich über Dinge spreche, die die anderen interessieren.“
  • Mach ihm klar, dass Kinder es nicht mögen, geboxt oder gestoßen zu werden. Entwickle mit ihm gemeinsam andere Strategien, um mit seiner Enttäuschung und seiner Wut klarzukommen. „Zuerst sage ich mir Stopp!“ „Ich zähle innerlich bis 10.“ „Ich atme drei Mal langsam ein und aus.“ „Ich gehe einfach weg und beruhige mich dann.“
  • Möglicherweise fällt es deinem Kind leichter, einzelne Kinder anzusprechen, anstatt sich in Gruppengespräche einzuschalten.

Sozialverhalten kann erlernt werden

Am liebsten bleibt ihr zu Hause, weil es euch dort am besten geht? Da fühlt ihr euch sicher, und es kann weniger Unvorhergesehnes passieren? Das kann ich gut verstehen. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass ihr euch immer mehr zurückzieht in eure eigenen vier Wände und kaum noch unter die Leute geht. Aber damit dein Kind fit wird für die Gesellschaft, muss es sein Sozialverhalten möglichst oft trainieren. Deshalb schaffe Gelegenheiten, bei denen dein Kind andere Kinder trifft:

  • Melde dein Kind zu einem Kurs an. Irgendetwas, das ihm Spaß machen wird. Achte darauf, dass die Gruppe nicht zu groß ist. Am Anfang fühlt sich dein Kind wahrscheinlich in einer kleineren Gruppe wohler. Toll sind Gruppenaktivitäten, wo dein Kind etwas gemeinsam mit anderen macht. Denn es könnte kritisch werden, wenn dein Kind vor der Gruppe etwas vormachen soll. Später, wenn es sich sicherer fühlt, wird es auch diese Herausforderung annehmen.
  • Lade regelmäßig einen Klassenkameraden oder ein Nachbarskind zu euch nach Hause ein. Wenn das andere Kind eher ruhig und ausgeglichen ist, desto besser werden die beiden miteinander harmonieren.
  • Wenn sich dein Kind mit dem anderen Kind wohlfühlt, besucht es seinen kleinen Freund, seine kleine Freundin sicher auch gerne zu Hause.
  • Lobe die beiden Kinder, wenn sie schön miteinander spielen: „Toll, wie ihr euch abwechselt!“ „Ihr seid ein gutes Team.“

Du siehst, dein Kind ist nicht dazu verdammt, ein Außenseiter zu bleiben. Ihr könnt viel dafür tun, dass sich das ab heute ändert. Viel Erfolg! :-))

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9 Kommentare zu „Freunde finden trotz ADHS“

  1. Wie idyllisch! Sorry, aber DAS versuchen wir seit dem Kindergarten! Das Kind ist nun 9 und es wird nicht besser… das Thema: die können mich nicht leiden, ich finde keine Freunde und keiner mag mich ist DAMIT definitiv nicht beizukommen. !!!

    1. Ja das kennen wir…mein Sohn,7Jahre(ADHS & Autismus) hatte noch nie Freunde. Ich hatte meine ersten Freunde mit 12 Jahren, aber rückwirkend betrachtet war das auch nicht das gelbe vom Ei. Ich glaube das Neurotypische und Neurodieverse Menschen , vorallem Kinder, sich nicht so gut verstehen. so ist zumindest mein Eindruck

    2. hey, mein Sohn ist 9. Wir haben genau das gleiche Problem und er leidet. Er ist eher der Träumer, ihm fällt es schwer sich anderen gegenüber zu artikulieren, weil er 100 Sachen gleichzeitig sagen möchte, und wenn er dann mal den Mut hat, dann möchte keiner mit ihm spielen. Gruppen etcpp haben wir alles durch. Da zieht er sich komplett zurück und traut sich nicht.
      Habt ihr mittlerweile eine Lösung gefunden?

    3. Ja, genauso ist es!! Unsere Tochter ist inzwischen 17 und leider hat sich trotz aller möglichen Therapien (Tiertherapie, Tontherapie, Gruppentherapie….) kaum etwas verbessert. Sorry, aber das ist die Wahrheit.

      1. Liebe Susanne, ohne deine Tochter und deine Familie zu kennen, möchte ich keine Empfehlungen geben. Das wäre vermessen.
        Nur eine Frage möchte ich stellen: Möchte deine Tochter mehr Kontakte und Freundschaften? Es gibt Menschen, die sehr genaue Vorstellungen haben, wie die Dinge laufen sollten und die nicht sehr kompromissbereit sind. Das sind Individualisten und vielleicht sogar Aussenseiter, die diesen Weg oft unbewusst gewählt haben. Alleinsein als Preis für Freiheit. Daran ist nichts verkehrt. Und vielleicht findet sie eine Nische, wo sie Gleichgesinnte trifft.
        Alles Liebe :-))

  2. Meine Kinder Tochter (10 Jahre) und mein Sohn (6 Jahre) haben beide ADHS auf sehr unterschiedliche Ausdrucksweise. Wir haben sämtliche Therapien zu dem Thema durch und nichts hat bisher etwas gebracht. Man kann sie auch Systemsprenger nennen. DAS die Kinder sind wie sie sind können wir nicht ändern, aber WAS sie sagen und tun das ist Erziehung. D.h. es macht einen Unterschied ob meine Kinder vor Wut „Ihr seid doof!“ rufen oder „Du motherfucker!“ .
    Meine Kinder haben wenige aber echte Freunde, die inzwischen alt genug sind um meine Kinder zu verstehen. Ich bin seit einigen Jahren dabei mich auf die positiven Eigenschaften meiner Kinder zu konzentrieren und diese zu fördern, auch um ihnen die spätere Berufswahl leichter zu machen.

    1. Vielen Dank, liebe Eva, dass du uns deine Erfahrungen mitteilst. Das ist hilfreich für alle. Großartig, wie es dir gelingt, dich auf die positiven Eigenschaften deiner Kinder zu konzentrieren, trotz all der schwierigen Herausforderungen.
      Alles Liebe für dich und deine Familie!

  3. Hallo, Wir haben einen Sohn mit ADHS und er hat keine Freunde. Auch wir haben das komplette Programm durch, aber kein Kind möchte sich mit ihm verabreden oder ihn zum Geburtstag einladen. Er hat so viele tolle Eigenschaften, aber in seinem Alter scheinen das andere Kinder nicht zu sehen. Und wir wissen nicht, wie wir ihn noch unterstützen können. Das tut sehr weh, nicht nur ihm, auch uns als Eltern.

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