„Unser größtes Problem ist gerade der Fernunterricht. Unser Sohn verweigert sich bei den Videokonferenzen oder macht Quatsch vor dem Laptop.“
„Meine Tochter trödelt am Morgen und schafft es nicht, sich an ihre Schulaufgaben zu setzen. Und wenn sie dann endlich anfängt, lässt sie sich von allem möglichen ablenken. Ich sitze daneben, versuche es mit Geduld und gutem Zureden, aber irgendwann platzt mir dann doch der Kragen.“
„Im Homeschooling sind wir den ganzen Tag mit Schulaufgaben beschäftigt. Ich hätte gerne eine Routine, so dass alles am frühen Nachmittag geschafft ist, damit wir noch Zeit für andere Dinge haben. Aber irgendwie gelingt mir das nicht.“
Kennst du das auch? Das sind Sätze, die ich gerade täglich von meinen Klienten höre. Und wenn ich ehrlich bin, ging es mir mit meinem elfjährigen Sohn ja auch nicht anders. Aber es gibt Lösungen, um den Alltag im Homeschooling entspannter zu gestalten.
Den Tag gelassener beginnen
Mach dir bewusst, dass Termindruck Probleme schafft. Wir Erwachsenen denken schon beim Aufstehen an die Pflichten, die am Tag auf uns zukommt. Und natürlich wollen wir pünktlich sein und unsere Aufgaben zuverlässig erledigen. Kinder leben dagegen im Hier und Jetzt. So entsteht schnell ein Konflikt: Wir haben die Uhr im Kopf und treiben unser Kind an. Unser Nachwuchs dagegen lebt in seiner eigenen Welt und hat keinen Sinn für die Zeit. Dazu lassen sich gerade Kinder mit ADHS schnell von allem möglichen, das ihren Weg kreuzt, ablenken und verlieren sich dann im Spiel.
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Wenn wir unser Kind antreiben, wird es langsamer
Wir Erwachsenen werden nervös, weil wir wissen, dass die Zeit drängt und ermahnen unseren Sohn oder unsere Tochter, sich doch bitte zu beeilen. Durch unser Drängen wird unser Kind meistens noch langsamer. Das kennst du bestimmt. Was können wir tun? Den Morgen entspannen!
Gute Vorbereitung ist alles
Das bedeutet, dass wir so viel wie möglich am Abend vorbereiten:
- Dein Nachwuchs duscht vor dem Abendessen oder vor dem Zubettgehen.
- Lege alle Kleider im Kinderzimmer bereit, so dass dein Kind gleich nach dem Aufstehen hineinschlüpfen kann.
- Deckt den Frühstückstisch am Abend zuvor, dann könnt ihr die frischen Sachen aus dem Kühlschrank am Morgen schnell noch dazustellen.
- Spanne deinen Partner ein, einen Beitrag zu leisten, wenn er das nicht sowieso schon tut. Dazu setzt euch in einer ruhigen Minute an den Tisch und überlegt gemeinsam, wie ihr die am Morgen anfallenden Tätigkeiten aufteilt. Geht mit System heran: Welche Aufgaben stehen an? Wer bereitet das Frühstück zu? Und wer kümmert sich darum, dass die Kinder angezogen sind?
Start in den Schultag zu Hause
Fangt immer zur selben Zeit an. Zu allererst macht euch einen Überblick über alle Fächer und Aufgaben, die anstehen. Gibt es Videokonferenzen? Welche Aufgaben müssen eingereicht werden? Bis wann? Schreibt das alles auf ein Blatt, denn dann seht ihr, in welcher Reihenfolge die Aufgaben erledigt werden müssen. Welche Aufgaben kann dein Kind alleine meistern, und wo braucht es deine Hilfe? Probiere aus, ob dein Kind gut arbeitet, wenn du auch beschäftigt bist. Bei uns funktioniert das inzwischen gut. Es ist bei uns zuhause inzwischen wie in einem Büro, wo alle konzentriert an etwas arbeiten.
Wenn dein Kind bei seinen Aufgaben trödelt
Das kennst du bestimmt: Ein leeres Blatt wirkt abschreckend, und es fällt schwer, überhaupt anzufangen. Deiner Tochter oder deinem Sohn geht es nicht anders. Oft hilft es, wenn wir unserem Kind bei einer Aufgabe kurz auf die Sprünge helfen, und dann kommt es allein zurecht. Zusätzlicher Stress entsteht, wenn wir uns Sorgen machen, wie unser Nachwuchs seine Schulaufgaben mal schaffen soll, wenn es später noch mehr werden. Die Gedanken verstehe ich gut, aber dein Kind wird sich weiterentwickeln. Auch wenn es jetzt langsam ist, heißt es nicht, dass das immer so sein wird!
Eine gute Arbeitshaltung entwickeln
Mach dir klar, dass ein gute Arbeitshaltung wichtiger ist, als alle Aufgaben zu schaffen. Unter einen guten Arbeitshaltung verstehe ich, dass ein Kind kontinuierlich an seinen Aufgaben arbeitet und eine gute Routine entwickelt. Es hat dann verinnerlicht, dass Lernen und Aufgaben selbstverständlich sind und zum Leben dazugehören. Und ja! Lernen darf und soll Spaß machen! Bleibt also dran, auch wenn dein Nachwuchs mal keine Lust hat. Manchmal gehört auch dazu, Dinge ohne Lust zu tun. Dadurch lernt dein Kind mit Frustrationen umzugehen, seine Frustrationstoleranz wird gesteigert.
Mehr schaffen in kürzerer Zeit
Verknappe einfach die Arbeitszeit. Nehmt euch zum Beispiel vor, die Schulaufgaben am Vormittag zu erledigen. Setzt eine realistische Zeit für jedes Fach an. Dann stellt einen Timer. In dieser Zeit arbeitet dein Kind konzentriert an dieser einen Aufgabe. Ein „Time-Timer“ oder ein günstigeres no name Produkt, auf dem man sieht, wie die Zeit verstreicht, eignet sich besonders gut.
Günstig sind kurze fokussierte Arbeitseinheiten, angepasst an das Alter des Kindes. Zum Beispiel 20 Minuten, kurze Verschnaufpause (Trinken, etwas knabbern, um den Block rennen, aus dem Fenster schauen) und wieder 10 Minuten konzentriertes Arbeiten. Und jetzt kommt das Besondere: Wenn dein Kind in der vorgegebenen Zeit mit der Aufgabe nicht fertig wird, darf es aufhören. Schreibe in diesem Fall eine kurze Notiz an die Lehrerin. Zum Beispiel: Jakob hat 40 Minuten konzentriert gearbeitet und ist mit der Aufgabe leider nicht ganz fertiggeworden.
Du wirst sehen, mit der Zeit wird dein Kind seine Aufgaben in kürzerer Zeit erledigen.
Eine anregende Lernatmosphäre gestalten
Was ist eine anregende Lernatmosphäre? Eine gemütliche Umgebung mit einem Getränk in der Nähe. Viele Kinder fühlen sich wohler, wenn sie nicht allein sind beim Lernen. Deshalb muss es nicht immer der eigene Schreibtisch im Kinderzimmer sein. Kreative Kinder – Kinder mit ADHS sind kreativ! – brauchen Abwechslung, um lernen zu können. Möglicherweise können sie im Sitzen, Stehen oder Liegen gut arbeiten.
Probiere einfach aus, wie dein Kind am besten lernen kann. Sei dabei ruhig unkonventionell, es gibt keine festen Regeln. Erlaubt ist, was funktioniert!
Vielleicht kann sich dein Kind mit Musik besser konzentrieren? Auch das ist in Ordnung. Manche Menschen können besser arbeiten, wenn es nicht ganz ruhig ist. Mir selber geht es so. Während ich diesen Blogartikel schreibe, habe ich die Fenster weit auf und höre Stimmen von den Leuten auf der Straße und die Vögel im Garten. So kann ich mich viel besser konzentrieren und bin auch motivierter.
Nicht alle Kinder kommen mit digitalen Medien zurecht
Karl, 7 Jahre, leichte ADHS, verweigert sich regelmäßig beim Online-Unterricht. Entweder schneidet er Grimassen vor der Kamera, oder er macht anderen Blödsinn. Seiner Mama ist das furchtbar peinlich. Je mehr sie versucht, ihn zu einem besseren Verhalten zu bewegen, desto störrischer wird Karl. Irgendwann schaltet sie die Kamera aus, weil sie nicht möchte, dass alle das Theater live miterleben. Die Online-Stunde war für die Katz, denn Karl hat vom Unterricht nichts mitbekommen, und am Ende gab es nur Streit und schlechte Laune.
Weil sich Karl bei jeder Online-Stunde so aufgeführte, hat seine Mama ihn gefragt, warum er das tut. Karls Antwort: „Ich hasse es, vor dem Computer im Unterricht zu sitzen. Das fühlt sich einfach komisch an.“ Seine Mutter sprach mit der Lehrerin und sie vereinbarten, dass Karl als stiller Beobachter am Online-Unterricht teilnimmt. Die Kamera und das Mikrophon bleiben ausgeschaltet. So ist es viel entspannter für alle, und Karl kann vom Unterricht profitieren. Vielleicht geht es deinem Kind ja ähnlich? Sprich mit der Lehrerin und probier’s aus.
Ich hoffe, dass dir die Tipps weiterhelfen! Starte doch schon morgen mit der „Mehr lernen in weniger Zeit -Methode“, dass alle oder die meisten Schulaufgaben bereits am Vormittag erledigt sind. Dann hat dein Kind am Nachmittag frei, und ihr könnt etwas Schönes unternehmen. Oder du setzt dich einfach mal entspannt in die Sonne und lässt es dir gut gehen.
Wenn du dir mehr Unterstützung wünschst, melde dich gerne an zum kostenlosen Kennenlerngespräch. Dann schauen wir gemeinsam, wie ich dir helfen kann.
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