ADHS und digitale Medien

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Leon (Name geändert), 11 Jahre alt, konnte ohne Videospiele nicht leben. Das glaubt er zumindest. Als seine Mutter mich um Unterstützung bat, verbrachte er bis zu 6 Stunden vor einem Bildschirm. Jeden Tag!
Der extreme Medienkonsum von Leon war allerdings nicht der Hauptgrund, warum seine Mutter mich anrief. Ihr größtes Problem war, dass Leon keinerlei Regeln akzeptierte und aggressiv reagierte, wenn sie und ihr Mann ihrem Sohn Grenzen setzen wollten. Manchmal wurde er sogar gewalttätig und schlug seine Mutter. An ihren Armen hatte sie blaue Flecken. Seine Eltern waren ihm tatsächlich hilflos ausgeliefert.

Bei unserer ersten Sitzung stellte sich heraus, dass Leon ein intelligenter Junge ist. Während der ersten Schuljahre hatte er gute bis sehr gute Noten, die später allerdings massiv nachließen. Leon ging überhaupt nicht mehr gerne in die Schule. Den Unterricht fand er langweilig, und mit den meisten Kindern verstand er sich nicht besonders. Seine Lehrer meinten, dass er mehr leisten könnte, wenn er nur wollte. Dieser Spruch ging Leon so richtig auf die Nerven. Denn so genau wusste er auch nicht, was mit ihm los war. Er war völlig antriebslos und brachte es einfach nicht fertig, sich auf seine Schulsachen zu konzentrieren.
Seine Lehrer konnten ihm auch nicht helfen, denn sie hatten selber keine Idee, wie sie Leon motivieren sollten. Der letzte Vorschlag seiner Klassenlehrerin lautete, Leon auf ADHS testen zu lassen. Dann kam ich ins Spiel …

Leon habe ich an einem Nachmittag kennengelernt im Umfeld seiner Familie. Mit fiel auf, dass er sehr liebevoll mit seinem kleinen Bruder umging. Diese schöne Seite steckte also auch in ihm! Auf seine Eltern hingegen reagierte er trotzig und unverschämt. Die beiden Erwachsenen wirkten sehr erschöpft und schienen resigniert zu haben. Damit Leon endlich Ruhe gab, durfte er an den Computer.
Seine Mutter gab zu, dass er häufig viele Stunden am Tag spielte und sogar nachts aufstand, um weiter zu zocken. Kein Wunder, dass er in der Schule müde war.
Mir wurde bald klar, dass es bei Leon in erster Linie nicht um ADHS ging, sondern dass er langsam aber sicher in eine Abhängigkeit von Videospielen geriet.

Immer mehr Kinder verbringen immer mehr Zeit vor Bildschirmen

Leon ist leider kein Einzelfall! In den letzten Jahren fallen immer mehr Kinder auf, die keinerlei Grenzen akzeptieren und bei denen Wutanfälle an der Tagesordnung sind. Viele dieser Kinder haben eine sehr niedrige Frustrationstoleranz. Sie leiden unter Gefühlsstörungen, Aufmerksamkeitsstörungen und Schlafstörungen. Dazu kommen Lernschwierigkeiten und Sprachstörungen.
Diese bedenkliche Entwicklung wird von Ärzten und Psychologen dem zunehmenden Medienkonsum bei Kindern zugeschrieben.
Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass heutzutage schon Säuglinge ab 4 Monaten bis zu 90 Minuten und Vorschulkinder 4 – 6 Stunden täglich vor dem Bildschirm verbringen! (Doku auf Arte.tv: Gefahr durch digitale Medien – Ist die digitale Generation eine kranke Generation?)

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Deshalb sind digitale Medien für Kinder so gefährlich

In der Zeit, die Kinder vor einem Bildschirm verbringen, findet keine Interaktion zu den Eltern statt. Aber für die gesunde Entwicklung von Kindern ist der Austausch mit den Eltern essentiell: Kinder lernen ihre sozialen Kompetenzen dadurch, dass ihre Eltern sie spiegeln und auf sie reagieren.
Durch Nachahmen lernen Kinder alle Fertigkeiten, die sie im Leben benötigen: Sprechen, Laufen, sich anziehen, mit Besteck essen, Singen, Radfahren, Malen, Schreiben, Zählen …

Aufmerksamkeitsstörungen durch digitale Medien?

Es wäre unethisch, gezielte Versuche mit Kindern durchzuführen und Kinder anzuhalten, viele Stunden mit digitalen Medien zu verbringen. Deshalb haben Wissenschaftler Untersuchungen mit Mäusen durchgeführt. Dort kam heraus, dass schnell wechselnde Bildfrequenzen und Lichtsignale – wie bei Bildschirmmedien – dazu führen, dass sich Mäuse chaotisch und unvorhersehbar verhalten. Die Mäuse werden hyperaktiv und aufmerksamkeitsgestört.
In Schweden wurde durch eine Studie nachgewiesen, dass die übermäßige Nutzung digitaler Medien in Familien dazu führt, dass Kleinkinder deutlich verzögert sprechen lernen.

Das Lernen über Bildschirmmedien gelingt um 50% schlechter

Im Alter bis zu zwei Jahren können Kinder Realität und Bildschirm nicht unterscheiden. Sie sehen das Bild auf dem Monitor flach und zweidimensional. Das ist ein Problem, denn Kleinkinder können das flache Bild auf dem Monitor nicht in die Realität übertragen.
Auch bei Vorschulkindern gelingt das Lernen über einen Bildschirm deutlich schlechter. Die Lernleistung ist bis zu 50% geringer als beim Lernen aus realen Situationen.
Generell ist der Lernerfolg bei Kindern über Video weniger gut als bei einer Live Demo. (Das sind sehr interessante Erkenntnisse, wenn darüber nachgedacht wird Bildschirmmedien mehr und mehr in den Schulunterricht aufzunehmen. Stichwort: Digitalpakt und Tablet-Klassen)

Empfehlungen für Bildschirmmedien

  • bis 3 Jahre: keine Bildschirmmedien
  • bis 6 Jahre: bis 30 Minuten
  • 6 bis 10 Jahre: bis 45 Minuten
  • 11 bis 13 Jahre: bis 60 Minuten
Leidet die Aufmerksamkeit durch Computerspiele?

ADHS-Symptome durch digitale Medien

Ab 10 Jahren reift das Gehirn und wird zum Erwachsenengehirn. In dieser sensiblen Phase werden neuronale Netzwerke umgebildet, und die Kinder entwickeln wichtige Fähigkeiten wie Impulskontrolle, Entscheidungsfähigkeit und Emotionskontrolle. Fähigkeiten, die ihnen ermöglichen, ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben zu führen.
Wenn Kinder in dieser Phase viel Zeit an Bildschirmen – Videospiele, Fernsehen, Tablets, Smartphones – verbringen, können Störungen in diesen Bereichen und die typischen ADHS-Symptome die Folge sein.

Die magische Anziehungskraft von digitalen Medien

Durch digitale Medien werden wir viel häufiger belohnt als das bei persönlichen Begegnungen der Fall ist. Videospiele werden gezielt so entwickelt, dass der Spieler permanent im Flow ist und Erfolge verbuchen kann. Der Flow ist ein sehr angenehmes Gefühl, das wir erleben, wenn wir weder unterfordert, noch überfordert sind. Jeder Sieg im Videospiel bewirkt eine Kaskade an Hormonen im Gehirn, die unmittelbar auf das Belohnungszentrum einwirken.
Warum sollten sich Kinder und Jugendliche im realen Leben anstrengen, wenn Glücksgefühle so leicht zu haben sind?

Wie wir von Socialmedia verführt werden

Facebook und Co. benutzen clevere Strategien, um uns dazu zu verleiten, mehr Zeit auf diesen Plattformen zu verbringen als uns eigentlich lieb ist. Bei jedem Like, Kommentaren und Freundschaftsanfragen feuert unser Gehirn. Wir können nie genau wissen, wann sie eintreffen. Und weil wir eben keine Kontrolle darüber haben, wann wieder eine Belohnung eintritt, können Facebook, Instagram und Co uns schnell zu einem zwanghaften Verhalten verleiten. Clever gemacht! 

Online – Spiele können süchtig machen

Inzwischen ist die Online – Spielesucht „Internet Gaming Disorder“ als psychische Krankheit anerkannt. Eine Krankheit, die viel Leid verursacht. Vor allem Jugendliche werden schnell in den Bann der virtuellen Welt gezogen. Freunde, Familie und die Schule verlieren dann an Bedeutung.
Der Rückszug aus der Wirklichkeit hat weitreichende Folgen für das soziale und berufliche Leben sowie auf die Gesundheit der jungen Menschen.
In China gibt es inzwischen sogar Entziehungskuren für jugendliche Spielsüchtige. Mit harter Disziplin sollen die Jugendlichen in Camps wieder auf den richtigen Weg gebracht werden.

Computerspiele als Therapie bei ADHS?

In Kalifornien wurden in den letzten Jahren Computerspiele zur Steigerung der selektiven Aufmerksamkeit entwickelt. Inzwischen werden in den USA diese „therapeutischen“ Computerspiele anstelle von Medikamenten bei ADHS eingesetzt. Damit die Therapie nicht nach hinten los geht und wiederum abhängig macht, muss wie bei Medikamenten die Dosis begrenzt werden. Das Problem haben die Entwickler der Spiele geschickt gelöst: Je nach Schweregrad der Aufmerksamkeitsstörung wird die Spielzeit und das Level angepasst. Wenn die Zeit zu Ende geht, werden die Helden im Spiel einfach müde. Das Spiel wird immer langsamer und wird uninteressant.

Diese Art von Therapie wäre etwas für unseren kleinen Helden Leon. So würde ihm Therapie Spaß machen. 😉 Wir werden sehen, wann diese spannende Alternative zu Medikamenten auch in Deutschland zugelassen ist.

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1 Kommentar zu „ADHS und digitale Medien“

  1. Vielen Dank für deinen Beitrag über ADHS. Interessant zu lesen, dass in Kalifornien ein Computerspiel als ADHS Therapie eingesetzt wird. Wir als Eltern sind gerade etwas hoffnungslos, da nichts zu helfen scheint, und werden demnächst auch mal eine Beratung aufsuchen.

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