Wie unser Menschenbild ADHS-Symptome beeinflusst

Mutter_Tochter_Gespräch

In letzter Zeit beschäftige ich mich viel mit dem Thema Schule, Noten und dem Stress, der damit zusammen hängt.

Es ist eindeutig: Während der Sommerferien und in den ersten Wochen danach, ist es für mich als ADHS-Elterncoach relativ ruhig. In dieser Zeit kann ich mich entspannt anderen Tätigkeiten widmen, wie zum Beispiel dem Schreiben von Blogartikeln und der Arbeit an einem neuen Buch. 

Das ändert sich schlagartig nach einigen Wochen, wenn die Schule angefangen hat. Spätestens ab Oktober sind die Anfragen nach Unterstützung fast nicht zu bewältigen. Dabei geht es fast immer um Schulstress: Die Sorge, das Kind werde das Klassenziel nicht erreichen. Die Unsicherheit, wie man seinem Kind oder Jugendlichen helfen kann, bessere Noten zu schreiben. Das Kind dazu zu bringen, sich zusammenzureißen, fleißiger zu sein und die Schule ernster zu nehmen.

Das Thema Schule verstärkt die Herausforderungen, die es durch ADHS sowieso schon gibt, enorm. 

Ich habe mir die Frage gestellt, ob es andere, gelassenere Wege geben könnte, diesem Erwartungsdruck zu entgehen. Es ist doch kein glücklicher Zustand, wenn durch die Anforderungen der Schule viele Kinder und ihre Familien sehr leiden. Und das über viele Jahre hinweg.

Wie immer wenn mich Fragen beschäftigen, beginne ich zu recherchieren. Antworten habe ich diesmal gefunden bei dem großen Pädagogen Jesper Juul und Lienhard Valentin, Achtsamkeitslehrer und Gründer des Vereins „Mit Kindern wachsen.“

Wenn ich etwas lese und weitervermittle, prüfe ich sorgfältig, ob sich die Erkenntnisse von Experten mit meinen Erfahrungen decken.

Was steckt hinter den Sorgen rund um die Schule?

Aus der Sicht von Jesper Juul fragen wir unsere Kinder viel zu selten, was sie brauchen. Was ihnen fehlt, damit es Ihnen gut geht.
Stattdessen stellen wir Ansprüche und Erwartungen an sie:
Wir möchten, dass sie gut durch die Schule kommen und einen Beruf finden, von dem sie gut leben können. Dazu sollen sie kooperieren, sich sozialverträglich verhalten und ein gutes Selbstwertgefühl haben.
Dies sind Anforderungen, die kaum ein Erwachsener erfüllen kann!

Gerade Kinder, die „anders“ sind aufgrund von ADHS, Hochsensibilität oder Hochbegabung, kommen schnell an ihre Grenzen. Ihnen fällt es schwer zu funktionieren wie ein Rädchen im Getriebe. Dazu sind sie viel zu sensibel.

Was können wir stattdessen tun und die Kinder unterstützen?

„Kinder müssen doch lernen und in die Schule gehen!“ Das erste ist ist sicher richtig. Ob aber unsere  Schulen in der Lage sind, das Potenzial der Kinder zu entwickeln?
Hierbei ist die Inspiration von Lienhard Valentin hilfreich. Was hat das Menschenbild mit Kindererziehung zu tun?

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Unser Menschenbild in der westlichen Kultur ist negativ geprägt. Wir gehen davon aus, dass einem Kind alles beigebracht werden muss, damit es ein guter und wertvoller Mensch wird. Daher setzen unser Schulsystem und die Erziehung auf Bewertung, Belohnung und Bestrafung. Kinder (und Erwachsene) werden als Objekte betrachtet. Dieses Menschenbild geht nicht davon aus, dass Kinder von sich aus lernen wollen. Dass sie beitragen und ein wertvolles Mitglied ihrer Familie und einer Gemeinschaft sein wollen.

Bewertung und Strafe als Erziehungsmittel

Durch dieses negative Menschenbild haben Lehrer und Lehrerinnen kein Problem damit, Kinder zu bewerten und abzuwerten. Sie sehen es sogar als ihre Aufgabe an.
Und auch zu Hause werden viele Eltern diesen Druck weitergeben. Verständlicherweise, weil auch sie durch dieses Menschenbild geprägt wurden und andere Wege, wie sie ihr Kind unterstützen können, nicht kennen.

Aber was passiert, wenn ein junger Mensch ständig kritisiert wird, schlechte Noten erhält und hört, dass er, wenn es so weitermacht, aus der Klasse oder sogar der Schule ausgeschlossen wird? Und er dazu in der Familie Vorwürfen, Aktivismus, Drohungen und sorgenvollen Blicken ausgesetzt ist?

Einige Kinder werden sich noch schwieriger und extremer verhalten. Das sind häufig die Kinder mit ADHS. Denn diese geben nicht schnell auf und senden einen Hilferuf nach dem anderen aus in Form von auffälligem, störendem Verhalten. Dieser Hilferuf wird leider nicht als solcher verstanden, sondern die restriktiven Maßnahmen werden verstärkt. Ein Teufelskreis aus Druck und Gewalt entsteht.

Ein positives Menschenbild ist der Schlüssel

Diesen Kindern würden wir enorm helfen, wenn wir unser Menschenbild verändern. Wenn wir in der Tiefe verstehen, dass jeder Mensch einzigartig ist, eine Aufgabe im Leben hat und die Fähigkeit und den Wunsch mitbringt, zu lernen und zur Gesellschaft beizutragen.

Nun ist es ist nicht leicht, sein Menschenbild zu verändern, denn diese Prägung ist historisch geprägt und tief in uns verankert. Insgeheim sind wir davon überzeugt, dass wir nur dann wertvoll sind , wenn wir uns ständig aufs Neue durch Leistung beweisen.

Diese unbewusste Überzeugung macht uns nicht glücklich. Sie wird uns als menschlichem Wesen nicht gerecht.

Was wären die ersten Schritte, damit es unseren Kindern besser geht?

  • Hinterfrage dein Menschenbild. Glaubst du, dass der Mensch im Grunde gut ist? Oder muss ihm das Schlechte ausgetrieben und Gutsein beigebracht werden?
  • Versuche, Leistungen vom Wert deines Kindes (und deinem eigenen) zu trennen.
  • Frage dich selbst und dein Kind jeden Tag, wie es euch eigentlich geht. Was sind eure persönlichen Bedürfnisse?
  • Sei ehrlich interessiert an deinem Kind oder Jugendlichen. Führe Gespräche auf Augenhöhe.
  • Glaube fest daran, dass Kinder ihren Eltern Freude machen wollen. (Wenn es ihnen nicht gelingt, haben sie entweder aufgegeben, oder sie scheitern an den Erwartungen.)
  • Erfreue dich an den kleinen Dingen, die schön sind im Zusammenleben mit deinen Kindern und Jugendlichen. Zeige deine Freude.

Es ist übrigens nie zu spät, die Perspektive auf sein Kind und sich selbst zu ändern. Wir wachsen mit unseren Kindern.

Mein Wunsch ist, Eltern und alle Kinder (auch die mit ADHS!) zu ermutigen, ihre eigene Größe zu erkennen und zu leben.
Kannst du etwas anfangen mit diesen Betrachtungen? Oder sind sie völlig fremd für dich?

Schreibe es gerne in die Kommentare.

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2 Kommentare zu „Wie unser Menschenbild ADHS-Symptome beeinflusst“

  1. Liebe Heike,
    für mich waren das sehr hilfreiche Worte. Gerade stecken wir genau in diesem „ Drama“… mein Sohn besucht seit Sept. die 2. Klasse und gestern Abend fand ich innerhalb von den letzten 8 Tagen die 5. Lernzielkontrolle in seiner Tasche. Bei einem Kind, das sich in manchen Aufgaben schwer tut, ist das ein paar Tage vor Weihnachten schon hart. Ich hatte gestern den reinsten Rotstift-Koller.
    Heute fragte ich direkt mal nach warum man nicht mit grün, einer zuversichtlichen Farbe korrigieren würde…statt mit diesem Alarm- Fehler- Achtung Rot.
    In manchen Grundschulen wird wohl tatsächlich mit grün korrigiert.

    Meinen Sohn stören diese Ergebnisse noch nicht. Aber mir liegen sie auf der Seele. Ich bin nicht im Reinen mit unserem Schulsystem. So wahnsinnig viele Möglochkeiten hat man ja aber nicht.
    Nun ereilt und zusätzlich zu einer kürzlich gestellten ADHS Diagnose noch das Thema Lese Rechtschreibschwäche.
    Es stört mich so und tut mir leid für die Kinder dass sie in ein Raster passen müssen.Funktionieren müssen.
    Für mich ist das Schulthema schon auch ein großer Trigger weil ich so pflichtbewusst bin.
    Ich würde mir wünschen, die Kinder könnten mehr in ihrem eigenen Tempo lernen, mehr ausprobieren und auch andere Fächer wären mittlerweile einmal nötig um in dieser Welt zurecht zu kommen.
    Liebe Grüße und Danke für den Blog.
    Kerstin ⭐️⭐️⭐️frohes Fest

  2. liebe Heike, ich kenne diese Gedanken, und ich kenne und übe und praktiziere den Perspektivwechsel . Ich sehe aber auch womit mein Kind in der Schule zurecht kommen muss und wünsche ihm die Fähigkeiten, die es braucht, um damit zurecht zu kommen. Zuhause Ruhe und Erholung vom Stress zu bieten ist super wichtig, und gleichzeitig braucht bzw bräuchte es soo viel Zeit für die Beschäftigung mit Schule und Kind, denn allein behält es nicht den Überblick und übt nichts. Bei drei nicht-Standart-Kindern und einem (deshalb nur 25 Std) Job ist es …. eine so große Aufgabe, dass ich sie nur an manchen Tagen gut schaffe. Nur an Tagen, an denen ich viel Energie habe und weder die Welt noch eines der Kinder etwas besonderes mitbringt…

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